Feiger Brandanschlag auf Wohnung von Flüchtlingsfamilie

Die Täter schoben eine mit Benzin getränkte, brennende Zeitung unter der Wohnungstür hindurch. In letzter Minute konnte Ibragim T. die Flammen löschen.
In Brandenburg an der Havel haben Brandstifter eine Flüchtlingsfamilie aus Inguschetien attackiert. Nur durch Glück wurde eine Katastrophe verhindert.
Samstagabend, 18.30 Uhr. Familienvater Ibragim (27) putzte mit seinem Sohn Mohamed (4) den Grill im Garten des Mehrfamilien-Hauses in Brandenburg an der Havel. Seine Frau Madina (24) und die beiden Töchter Jasmina (5) und Mariam (2) ruhten sich in der Wohnung im dritten Stock aus, als sie plötzlich Brandgeruch und Rauch in der Wohnung wahrnehmen. Unbekannte Täter hatten eine Zeitung mit Benzin getränkt, angezündet und unter die Wohnungstür geschoben. Zuvor hatten sie den Türspion verklebt, um unbeobachtet agieren zu können.
Schnell breiteten sich die Flammen aus. Panisch rief Madina ihren Mann zu Hilfe, der die Flammen mit Wasser löschen konnte. Tochter Jasmina: „Ich hatte solche Angst vor dem Rauch, habe mich vor dem Feuer versteckt.“
Familie T. flüchtete vor drei Jahren aus der russischen Kaukasus-Republik Inguschetien. Dort waren sie ständigen Repressalien durch die russischen Staatsorgane ausgesetzt. Madina T. berichtet von Folter. Seit fünf Monaten sind sie Mieter der Vier-Zimmer-Wohnung, die Ibragim T. mühevoll saniert hatte.
Der Staatsschutz des Landeskriminalamtes Brandenburg ermittelt wegen schwerer Brandstiftung. Eine Sprecherin sagte der B.Z.: „Einen fremdenfeindlichen Hintergrund können wir nicht ausschließen.“
In den letzten Monaten kam es häufiger zu Brandanschlägen auf Flüchtlingsunterkünfte mit rechtsextremen Hintergrund. Zuletzt wurden in Zossen zwei Brandstifter festgenommen. Innenstaatssekretär Matthias Kahl (39, SPD): „Ausländer und Flüchtlinge sollen in unserem Land sicher leben können. Hass und Gewalt gegen ausländische Mitbürger sind vollkommen inakzeptabel.“
Von Thomas Kieschnick und Jörg Bergmann
27. Juli 2015
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