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Tschetschene sucht eine neue Heimat

Bereitgestellt von am Thursday, 25 September 2014.    184 views Kein Kommentar
Tschetschene sucht eine neue Heimat

Youssef ist aus politischen Gründen aus seiner Heimat geflohen. In Freiberg möchte er Informatik studieren. Doch den Deutsch-Kurs kann er nicht allein bezahlen.

Freiberg. Aus politischen Gründen ist Youssef* vor einem Jahr aus seiner Heimat Tschetschenien nach Deutschland geflüchtet. Seinen richtigen Namen und sein Gesicht möchte er aus Angst nicht zeigen. Er sagt: “Ich möchte unerkannt bleiben, weil ich mich bedroht fühle. Ich möchte keine zusätzlichen Probleme bekommen.”

Der 22-Jährige stammt aus der Hauptstadt Grozny, in der er bereits drei Jahre Mathematik und Informatik studiert hat. In Tschetschenien habe der junge Mann aufgrund seiner politischen Einstellung Probleme bekommen, wie er sagt. “Zuhause war es lebensgefährlich. Ich war politisch anderer Meinung und wurde von der Miliz bedroht, mit Worten und Waffen. Ich musste gehen,” erzählt Youssef. Seine Eltern wussten von den Ausreiseplänen. “Ich habe ihnen gesagt, dass ich gehe, wenn sich eine Möglichkeit ergibt. Sie haben mein Vorhaben unterstützt,” so der 22-Jährige.

Mit etwas Geld, einem Rucksack, ein paar Kleidungsstücken zum Wechseln, seinen Zeugnissen und seinem Handy ist Youssef zu Verwandten in die Ukraine getrampt. Freunde der Verwandten wollten mit dem Auto nach Deutschland und haben ihn mitgenommen. Auf die Frage, warum er gerade nach Deutschland wollte, antwortet er: “Ich dachte, Deutschland ist das erste Land wo Demokratie ist. Hier kann man eine eigene Meinung haben, und es ist Freiheit. Ich habe gehofft, dass ich hier besser verstanden werde.”

In Berlin stellte Youssef einen Asylantrag und wurde nach Chemnitz verwiesen. Nach eineinhalb Monaten wurde er in das Flüchtlingsheim in Schneeberg verlegt, und seit Dezember letzten Jahres wohnt der Tschetschene im Freiberger Asylbewerberheim an der Chemnitzer Straße. Ab Oktober möchte Youssef an der TU Bergakademie Angewandte Informatik studieren. Eine sogenannte bedingte Zulassung hat der junge Mann bereits erhalten, da er in seiner Heimat die erforderlichen zwei Jahre studiert hat. Voraussetzung für die Aufnahme des Studiums ist das erfolgreiche Bestehen der “Deutschen Sprachprüfung für den Hochschulzugang ausländischer Bewerber” (DSH). Dafür muss der Asylbewerber den studienvorbereitenden Deutschkurs am Internationalen Universitätszentrum der TU Bergakademie besuchen. Der sechsmonatige Kurs beginnt am 1.Oktober und kostet 1400 Euro. Da der politische Flüchtling das Geld nicht alleine aufbringen kann, sucht er nach Unterstützern. “Ich hoffe, dass es klappt, und wenn es jetzt nicht geht, dann kann ich auch im Frühjahr in den Kurs einsteigen”, sagt Youssef, der seit diesem Monat Deutsch am Freiberg-Kolleg lernt. Durch das Asylbewerberleistungsgesetz erhält der junge Mann monatlich 329 Euro, mit denen er seine Verpflegung, Kleidung, Telefonkosten sowie einen Rechtsanwalt, der sich um das Asylverfahren kümmert, bezahlt. “Ich teile mir das Geld ein, es reicht aber gerade so”, sagt Youssef. Bisher hat er 300 Euro für den Deutschkurs gespart, 340 Euro sind bereits durch Spenden über den Arbeitskreis Ausländer und Asyl Freiberg zusammengekommen.

Kornelia Metzing, Vorsitzende des Arbeitskreises, würde Youssef den Deutsch-Kurs gern ermöglichen. “Wir unterstützen jeden Asylbewerber, besonders diejenigen, die sich durch Bildung einen eigenen Lebensunterhalt erwirtschaften möchten”, sagt Metzing. “Ich möchte unbedingt Deutsch lernen, an der Universität studieren und mich in die Gesellschaft integrieren”, beschreibt Youssef seine Lebensziele. Sein Traum: “Meinen Hochschulabschluss schaffen und meine Familie wiedertreffen.”

*Name von der Redaktion geändert

Wer Youssef unterstützen möchte, kann sich an den Arbeitskreis Ausländer und Asyl Freiberg, Kornelia Metzing, Hornstraße 25 in Freiberg, Ruf 03731 355089, wenden.

erschienen am 25.09.2014 ( Von Esther Sarah Wolf )

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