Die Hochzeitsriten
Das tschetschenische Wort für “Hochzeit” bedeutet übersetzt “Spiel”. Die Hochzeit steht für aufeinanderfolgende Live Shows, Gesang, Tanz, Musik- und Pantomime-Einlagen.
Musik wird gespielt, während Verwandte, Freunde und andere Dorfbewohner der Braut folgen und ihr neues Zuhause zeigen. Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen für eine amüsante Einlage. Die Verwandten der Braut werfen einen Schafsfell-Mantel auf den Boden oder spannen ein Seil über die Straße, um den Menschen, die das Mädchen führen, zu demonstrieren, dass sie sich ohne ein Ablösegeld nicht von der Stelle rühren werden.
Weitere Spiele werden gespielt, sobald die Braut das Haus ihres Bräutigams erreicht. Ein Filzteppich und ein Besen werden auf der Türschwelle abgelegt. Die Braut läuft entweder rein oder hält an, um die 2 Gegenstände an den richtigen Platz zu legen. Wenn die Braut für Ordnung sorgt, ist sie ein kluges Mädchen. Wenn sie die herumliegenden Gegenstände ignoriert, wird ihr zukünftiger Ehemann eine Pechsträhne haben. Der zurechtgemachten Braut bietet man einen Platz in der Nähe des Fensters an, wo normalerweise Ehrengäste sitzen. Dieser Teil des Raums ist mit einem besonderen Hochzeitsvorhang dekoriert. Dem Mädchen wird ein erstgeborener Sohn überreicht (sie soll möglichst viele Jungen gebären). Die Braut umarmt das Baby und gibt ihm ein Geschenk.
Gäste schenken den frisch Vermählten verschiedene Dinge. Frauen schenken Stoffballen, kleine Teppiche, Süßigkeiten und Geld. Männer bringen entweder Geld oder Schafe mit. Sie legen Wert darauf, den Frischvermählten die Geschenke selbst zu überreichen. Und danach ist jeder zu einem reichhaltigen Essen eingeladen.
Nach dem Essen ist es an der Zeit für eine neue Darbietung. Die Braut wird um Wasser gebeten. Alle sprechen ohne Unterbrechung, scherzen, unterhalten sich über das Aussehen der Braut, aber von der Braut wird erwartet, Stillschweigen zu bewahren, da übermäßiges Reden als Zeichen für einen Hohlkopf bzw. Unbescheidenheit gilt. Die Braut darf den Gästen allenfalls Wasser anbieten und ihnen eine gute Gesundheit wünschen.
Ein weiterer Brauch findet am dritten Tag der Hochzeitsfeier statt. Musikinstrumente werden gespielt, während die Braut zum Wasser geführt wird. Maismehl-Pfannkuchen werden ins Wasser geworfen, um sie abzuschießen. Danach entnimmt die Braut Wasser aus dem Fluss und geht nach Hause. Die Befolgung dieses Brauchs soll die junge Frau vor den Wassergeistern beschützen. Die Wasserelfe, die einen Pfannkuchen ergattern will, kommt an die Oberfläche und wird von den Hochzeitsgästen erschossen. Das macht den Fluss für zukünftige Besuche sicher.
Üblicherweise findet am dritten Abend der Hochzeitsfeierlichkeiten Folgendes statt: ein Mann, der beauftragt wurde, im Namen des Vaters der Braut zu handeln, und der Bräutigam gehen zum Standesamt. Üblicherweise gibt der Mullah im Namen des Vaters des Mädchens seine Zustimmung zur Heirat. Am nächsten Tag wird die Braut die junge Dame des Hauses.
Ein sehr alter tschetschenischer Brauch verbietet es dem Bräutigam, auf seiner eigenen Hochzeit zu erscheinen. Er spielt keine Rolle bei den Hochzeitszeremonien und verbringt die Zeit in der Gesellschaft seiner Freunde.
Tweet
Teilen Sie uns Ihre Meinung mit!