Innerhalb der Familie in der tschetschenischen Kultur

Respektieren der Älteren. Ausnahmslos jede tschetschenische Familie respektiert und achtet die älteren Generationen ihrer Mitglieder, insbesondere die Eltern.
Eltern leben üblicherweise mit ihren Söhnen zusammen. Eine gute Schwiegertochter verbringt den Tag im Haus ihrer angeheirateten Verwandtschaft. Unabhängig davon erledigt sie ihre Angelegenheiten. Das Erste, was die Söhne machen, sobald sie abends nach Hause kommen, ist es, die Eltern zu sehen, mit ihnen zu sprechen und die Freuden und Sorgen des Tages mit ihnen zu teilen.
Es sind nicht nur ihre Kinder, sondern alle Familienmitglieder, die sich um die Älteren kümmern. In Tschetschenien werden Großväter gewöhnlich “große Väter” und die Großmütter einfach “Mütter” genannt. Manchmal gehorchen Kinder ihren Müttern nicht. Man vergibt ihnen. Jedoch ist es absolut unzulässig, dem Großvater, der Großmutter oder anderen Vertretern der älteren Generation der Familie oder Nachbarn den Gehorsam zu verweigern.
Nur ein ungezogener Mensch bleibt sitzen in Gegenwart von Älteren oder setzt sich ohne wiederholte Aufforderung der Älteren. Es ist unzulässig, in Gegenwart der Eltern oder Verwandten Alkohol zu trinken. Man muss sich bemühen, sich zu benehmen und kann die Stimme in Gegenwart von Älteren nicht erheben.
Wenn die Eltern getrennt von ihren Söhnen leben, sind die Kinder besonders aufmerksam gegenüber ihnen: die beste Essensschale z.B. werden den Eltern gereicht. Es ist eine alte Tradition im ländlichen Tschetschenien, dass die Eltern in einem kleinen, von ihren Kindern gebauten Haus leben, direkt nebenan. Die Kinder sind bemüht, ihren Eltern die bequemsten Bedingungen zu schaffen und alle Anforderungen zu decken, die altersbedingt entstehen.
Beziehungen zwischen Familienmitgliedern. Die meisten tschetschenischen Familien sind groß. Mehrere Brüder leben, üblicherweise zusammen mit ihren Familien, im selben Dorf oder gar auf demselben Grundstück. Sie verfolgen aufmerksam die uralten Regeln für Familienbeziehungen.
Konflikte und Streitigkeiten zwischen ihren Kindern oder Frauen werden durch die ältesten Männer oder weiblichen Familienmitglieder beigelegt.
Wenn jemand die Gefühle ihrer Kinder verletzt hat, sollte sich die Mutter der Familie nicht bei ihrem Ehemann beschweren. Sie sollte sich schlimmstenfalls an die Verwandten ihres Mannes wenden, es zeugt jedoch von schlechten Manieren, Kinderstreitigkeiten, Groll und Tränen Aufmerksamkeit zu schenken.
Tschetschenische Kinder wissen, dass ihr Onkel der Erste ist, der ihre Wünsche erfüllt oder ihnen hilft. Ein Onkel würde noch eher seinem eigenen Sprössling sagen, dass er ihn in Ruhe lassen soll. Er würde jedoch nicht den Wunsch seines Neffen oder seiner Nichte unbeachtet lassen.
Die älteren Familienmitglieder fühlen sich verantwortlich für das Wohlergehen der jüngeren Generation. Die jüngere Generation fühlt sich verantwortlich für ihre Älteren. Die Älteren sind dafür verantwortlich, Familienbeziehungen zu festigen. Die Eltern geben ihr Bestes, um für Einklang und Verständnis in den Familien ihrer Söhne zu sorgen. Sie müssen sehr aufmerksam zu ihrer Schwiegertochter sein. Der Schwiegervater muss es tunlichst vermeiden, die Gefühle seiner Schwiegertochter zu verletzen: sie sollte ihn nie unpassend gekleidet sehen und er sollte kein Alkohol trinken, wenn einer von ihnen in der Nähe ist.
Familienehre. Tschetschenen sind es gewöhnt, alle Verdienste und Defizite auf eine Familienrechnung zu setzen. Wenn einer einen Fehler begangen hat, verdunkeln sich die Minen der vielen Verwandten und die ganze Familie läuft mit gesenkten Häuptern herum. Wenn jemand etwas Gutes vollbracht hat, sagen die Menschen “was anderes hätten wir auch nicht erwartet vom Mitglied einer feinen Familie”, oder “der Sohn eines solchen Vaters hätte sich nicht anders verhalten können”.
Kinder, die im Geist der familiären Traditionen erzogen werden, sind wettbewerbsorientiert. Sie möchten “yach” sein, das heißt “besser als die anderen”. Ihre Stammesältesten bestehen darauf, dass sie “yach, unter keinen Umständen schlechter als ihre Spielkameraden” sein sollen. Sie dürfen weder zulassen, dass ein anderer einen Schwächeren verletzt noch dürfen sie selbst einen Streit beginnen.
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